1. Das Kohorten- und Alenkastell Butzbach (Hunneburg) Blickfang und Herzstück der römischen Abteilung im Butzbacher Museum ist das Modell des großen Alenkastells, das im Boden eingelassen und mit einer Glasplatte überdeckt ist. Auf dem Bild unten sieht man das fertige Modell im Maßstab 1:100, kurz vor der Versenkung im Boden des Gewölbekellers. Es wurde 1992 von der Archäologischen Rekonstruktionswerkstatt Dr.-Ing. Detlef von Brandt in Aachen gebaut. Wissenschaftliche Beratung erfolgte durch das Saalburgmuseum bei Bad Homburg im Taunus. Auf dem oberen Bild sieht man im Vordergrund 12 große Baracken, die je zur Hälfte als Mannschaftsunterkünfte und zur anderen Hälfte als Stallungen für die Pferde der Reiterei genutzt wurden. In der Mitte des Kastells liegt das Stabsgebäude (principia), Sitz des Lagerkommandanten und der Verwaltung. Links davon befindet sich das Wohnhaus des Kommandanten (praetorium), rechts davon das Lazarett und Werkstätten. Dahinter liegen zwei kleinere Getreidespeicher (horrea). Ganz am anderen Ende schließlich noch einmal 4 Baracken für Mannschaften oder Pferde. Das hier aufgebaute Kastell bot Platz für 800 Soldaten und etwa halb so viele Pferde. |
Die Umfassungsmauer des Kastells war mit Zinnen und zahlreichen Türmen ausgestattet, an den vier Toren jeweils mit Doppeltürmen. Hinter der Wehrmauer war eine Erdhinterschüttung, davor befand sich ein doppelter Spitzgraben. Wer jemals auf der Saalburg im Taunus gewesen ist, wird sicher einmal auf der Umwehrung an den Zinnen entlang gegangen sein. Die Hunneburg war der Saalburg sehr ähnlich, übertraf diese jedoch an Größe noch um ein ganzes Stück. Auf dem rechten und auf dem unteren Foto sieht man, wie gerade eine Abteilung Reiter (etwa 80 Mann) das Kastell verlässt, gefolgt von einer weiteren Einheit Fußsoldaten. Die in den Kastellen am Limes stationierten Soldaten waren keine echten römische Legionäre gewesen, sondern Hilfstruppen, die man in der näheren oder weiteren Umgebung angeworben und ausgebildet hatte. Durch langjährigen Dienst in der römische Armee konnte man schließlich das römische Bürgerrecht erwerben oder auch in eine der Legionen befördert werden, von denen die nächste in Mainz stationiert gewesen ist. Durch das Kastell zogen sich mehrere, mit Holz- oder Steinplatten überdeckte Kanäle für den Abfluss von Regen- und Brauchwasser. Frischwasser wurde offensichtlich von Außen ins Kastell geleitet, innerhalb hat man jedenfalls bei Ausgrabungen keine Brunnen entdecken können. Vermutlich gab es eine Leitung oder einen Aquädukt, der vom nahen Schrenzer Berg Trinkwasser heranführte. Die Römer haben es ja auch geschafft, ganze Städte über solche Aquädukte mit Wasser zu versorgen, wie z.B. Köln oder auch Mainz. |
Als Begleitheft zur römischen Abteilung des Butzbacher Museums wurde ein umfangreiches Heft zusammengestellt, das im Museum erhältlich ist: EINBLICKE INS RÖMISCHE BUTZBACH - Der Butzbacher Raum in der Römerzeit Begleitheft zur neuen Abteilung des Museums
der Stadt Butzbach im Solms-Braunfelser Hof 64 Seiten, Format A4, zahlreiche Abbildungen, Herausgegeben 1996 von Dieter Wolf M.A., Leiter des Museums der Stadt Butzbach |