ZurückWeiter   Das römische Butzbach 2/4

1. Das Kohorten- und Alenkastell Butzbach (Hunneburg)
2. Das Kleinkastell Degerfeld und die römische Zivilsiedlung
3. Das Museum von Butzbach mit seiner römischen Abteilung
4. Das Modell des Kastells Hunneburg im Butzbacher Museum

Zu Beginn der Regierungszeit des römischen Kaisers Trajan (98-117 n.Chr., siehe auch Goldmünze weiter unten) erbauten die Römer an dem seit etwa 85 n.Chr. bestehenden Limes das Kleinkastell Degerfeld. Es lag an der Schwelle zum "freien Germanien" und sollte den Transitverkehr am Grenzübergang beim heutigen Butzbach kontrollieren, über den eine wichtige Fernhandelsstraße verlief. Nur 700 m entfernt befand sich das wesentlich größere Kastell Hunneburg mit etwa 500 Mann Besatzung. Beide Kastelle waren zu dieser Zeit noch in Holz-Erde-Bauweise errichtet worden (siehe 1. Zeichnung des Kleinkastells).


Das Kleinkastell Degerfeld bei Butzbach, erste Bauphase aus Holz, oben rechts der Limes
Zeichnung: Dieter Wolf, Museum Butzbach, 1996

Nach einem (absichtlichen?) Brand des Holzkastells Degerfeld zwischen 160 und 175 n.Chr. wurde an gleicher Stelle ein etwas größeres Steinkastell errichtet. Spätestens beim großen Alamanneneinfall im Jahr 233 n.Chr. aber, muss das Kleinkastell wieder vollkommen zerstört worden sein, ebenso wie die größere Hunneburg. Danach bauten die Römer lediglich das große Kastell wieder auf, der wichtige Grenzübergang am Limes jedoch, wurde an eine andere Stelle verlegt.


Das Kleinkastell Degerfeld bei Butzbach, zweite Bauphase mit massiver Steinumwehrung
Zeichnung: Dieter Wolf, Museum Butzbach, 1996

Die Maße des älteren Holzkastells betrugen etwa 37 x 40 m, die des jüngeren Steinkastells etwa 67 x 70 m. Die bauliche Beschaffenheit lässt sich auf den Zeichnungen recht gut erkennen. Als Besatzungsstärke kann eine Einheit von etwa 40 bis 50 Mann angenommen werden, mehr hätten die beengten Verhältnisse wohl nicht zugelassen. Man vergleiche hierzu das Kleinkastell Holzheimer Unterwald, das sich etwa 7 km weiter nördlich befand.

Abbildung rechts: Römische Goldmünze (aureus) mit der Büste des Kaisers Trajan (98-117 n.Chr.) mit Lorbeerkranz, gefunden im Lagerdorf des Kastells Butzbach, geprägt in Rom 114-117 n.Chr. Trajan zeichnete sich vor allem durch seine erfolgreichen Feldzüge an Rhein und Donau, auf dem Balkan und sogar bis hin zum Persischen Golf aus. Zur Erinnerung an den Sieg über die Daker wurde die Trajanssäule auf dem römischen Forum errichtet. Auch innenpolitisch leistete er hervorragende Arbeit. Unter Trajan erreichte das Römische Reich seine größte Ausdehnung.

Der Name des römerzeitlichen Siedlung (vicus) bei Butzbach ist nicht überliefert. Sie zeichnet sich durch ihre Größe und ihren Aufbau unter den benachbarten Kastelldörfern der Wetterau aus. Ihre Besonderheiten sind auf die überaus günstige geografische und strategische Lage zurückzuführen, die sie am nördlichsten Teil des obergermanisch-rätischen Limes einnimmt. Dort kreuzte die alte Fernhandelsstraße, die bereits in vorrömischer Zeit die wichtigste Nord-Süd-Verbindung der Region darstellte, den Limes und führte ins "freie Germanien".

Die große strategische und wirtschaftliche Bedeutung dieses Grenzübergangs wird durch die starke militärische Präsenz erkennbar: Der Übergang wurde von zwei Kastellen, der Hunneburg und dem kleineren Degerfeld-Kastell, gesichert. Um die Befestigungsanlagen und entlang der Fernstraße wuchs eine Siedlung und nahm rasch beachtliche Maße an. Bald legte sie ihr dörfliches Gesicht ab und bekam städtischen Charakter. Die Zivilsiedlung entstand am Beginn des 2. nachchristlichen Jahrhunderts und erlangte bereits um 130 ihre endgültige Größe.


Rekonstruktionszeichnung der ausgedehnten Zivilsiedlung (vicus) östlich des Kastells (vorne)
Im Hintergrund der Limes, das Kleinkastell und die römische Fernstraße ins freie Germanien
Zeichnung: Dieter Wolf, Museum Butzbach, 1996

Das Kastelldorf besaß keine eigene Umwehrung. Die geschützte Lage hinter dem Limes und besonders die unmittelbare Nähe zweier Kastelle galten offenbar als Garant für die Sicherheit der Bevölkerung. In dieser Form existierte der Vicus etwa ein Jahrhundert lang, bis er um 233 n.Chr. durch den Alamanneneinfall stark beschädigt und schließlich gegen 260 aufgegeben wurde.

1953 veranlasste man auf dem Gelände des ehemaligen Kastelldorfes Grabungen, weil dort eine amerikanische Wohnsiedlung errichtet werden sollte. So schlug nun nach fast zwei Jahrtausenden an genau der gleichen Stelle vor den Toren Butzbachs wieder eine Besatzungsmacht ihr ziviles Lager auf: im ersten Fall waren es die Römer gewesen, im zweiten Fall die Amerikaner. Dies sollte aber nicht die einzige Parallele bleiben.

Groß war das Erstaunen, als man auf einem ausgegrabenen römischen Ziegel den Stempel der 22. Legion entdeckte, denn in Butzbach war ebenfalls das 22. Amerikanische Infantry Regiment stationiert. Dass die 22. Legion der Römer eigentlich in Mainz ihren Sitz gehabt hatte, tat der Sache keinen Abbruch.

Die Sensation war schließlich perfekt, als ein kleiner bronzener Beschlag gefunden wurde (Foto rechts oben), der dem amerikanischen Abzeichen auch noch sehr ähnlich sah (Foto rechts unten). Wie ein Lauffeuer gingen diese merkwürdigen "historischen Zufälle" nun durch die Presse, sowohl hier als auch in den USA. Diese unerwartet große Publizität kam den Grabungen zugute. Sie fanden dadurch stärkere Beachtung und wohlwollende Unterstützung.

(Aus: "Einblicke ins Römische Butzbach", 1996, Dieter Wolf, Museum Butzbach)

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