1. Das Kohorten- und Alenkastell Butzbach (Hunneburg) Am nördlichen Ortsausgang von Butzbach lag eines der wichtigsten Limeskastelle der Wetterau: das Kohortenkastell Hunneburg (Kohorte = Infanterieabteilung von 500 Mann, oftmals beritten). In einer späteren Phase ist das Kastell möglicherweise sogar mit einer Ala (Reiterabteilung, 500 bis 1000 Mann) belegt gewesen, was anhand von Funden und der Art des Grundrisses vermutet wird - mit über 4 ha war es noch ein ganzes Stück größer als die Saalburg gewesen. Es wird heute von der Bundesstraße 3 dort durchschnitten, wo sich auf der einen Seite eine große Reithalle und auf der anderen Seite eine BMW-Niederlassung befindet. Leider ist von dem römischen Wehrbau und seinem Kastelldorf (vicus) an der Oberfläche nichts mehr zu erkennen.
Das Kastell Hunneburg hatte zusammen mit einem weiteren Kleinkastell einen der wenigen Grenzübergänge des obergermanischen Limes zu sichern, über den der Fernverkehr lief. Eine Straße führte von Mainz über Friedberg zum Limes bei Butzbach und überschritt ihn hier. Nach Norden gab es eine Wegverbindung in das freie Germanien über das Gießener Becken, das von einem kleinen Germanenstamm besiedelt war, zu dem mächtigen Stamm der Chatten im Raume Kassel und Fritzlar. Daher haben die Römer den Limesübergang schon unter Kaiser Domitian bald nach den Chattenkriegen (83 bis 85 n.Chr.) mit einem großen Grenzkastell gesichert. |
Auf dem unteren Bild sieht man den Ort des Limeskastells heute: die Bundesstraße 3 führt mitten hindurch. Man muss sich hier einmal ein Kastell von der Größe der Saalburg vorstellen, auf dessen Haupttor man direkt blickt. Auf dem oberen Plan sind Position und Blickrichtung des Fotos als Pfeil eingezeichnet.
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Bei Grabungen zeigten sich in dem über 4 ha großen Kastell die Spuren mehrerer Zerstörungen. Die Hunneburg lag an dem am stärksten durch die Chatten gefährdeten Einfallstor in die Provinz. Anscheinend haben die Übergriffe der Chatten in den 60er Jahren des 2. Jahrhunderts auch hier ihre Spuren hinterlassen. Das gleiche dürfte auch für den Alamanneneinfall von 233 n.Chr. gelten. Die Römer haben das Kastell aber stets wiederhergestellt. Es war bis zum Ende des Limes 260 n.Chr. besetzt. Im SW-Foto rechts sind die ausgegrabenen Fundamente des westlichen Kastelltores zu sehen (porta principia sinistra). Die Ruinenstätten auf der Flur "Hunneburg" bei Butzbach waren bereits im Mittelalter bekannt. Bereits um 1390 und 1401 tauchten sie in den Butzbacher Stadtrechnungen auf. Die Trümmerstätte mit ihren alten Gemäuern wurde wohl seit dem Mittelalter als billiger Steinbruch genutzt. Noch zur Mitte des 17. Jahrhunderts war sie gut sichtbar, wie ein hessischer Geschichtsschreiber berichtet. Man hielt sie jedoch fälschlicherweise für eine Burg des Hunnenkönigs Attila. |
(Aus: "Die Römer in Hessen", 1989, D. Baatz & F.-R. Herrmann) |