ZurückWeiter   Das Kohortenkastell Obermörlen-Langenhain

Unter den Äckern unmittelbar östlich von Langenhain liegen die Reste eines 3,2 ha großen Kohortenkastells, von dem heute nichts mehr zu sehen ist (Kohorte = Infanterieabteilung von 500 Mann, teilweise beritten). Schon "seit Menschengedenken" fanden die Bewohner von Langenhain hier Mauerreste, römische Gefäße und Münzen. Die Ruine diente seit dem Mittelalter als bequemer Steinbruch; für den Bau der gotischen Dorfkirche hat man Bausteine aus dem Kastell geholt, sogar ein Stein mit Inschrift der XXII. Legion ist unten an der Südostecke der Kirche verbaut worden. Das Kastell dürfte unter Kaiser Trajan (98 bis 117 n.Chr.) erbaut worden sein und hat sicherlich bis zum Ende des Limes 260 n.Chr. bestanden. In seiner Umgebung, besonders im Osten, muss es wie üblich ein Kastelldorf gegeben haben, von dem aber nur ein Bauwerk (B im Bild) bekannt ist.

Man stelle sich auf dem unteren Foto anstelle der Obstbaumplantage östliche von Langenhain ein römisches Kastell von der Größe der Saalburg vor. Es hatte ungefähr die gleichen Ausmaße und Besatzungsstärke gehabt. Vielleicht findet sich ja irgendwann einmal jemand, der per Computerrekonstruktion alle von der Oberfläche verschwundenen Kastelle wieder auferstehen lässt.


Örtlichkeit des ehemaligen Limeskastells östlich von Langenhain

Der Limes lief von Süden her aus dem Taunus am Ostrand des idyllischen Vogeltals auf Langenhain zu, ist aber dort nicht mehr erhalten. Er kreuzte das Usatal und zog etwa 200 m westlich am Kastell vorbei nach Norden weiter, und zwar am Ostrand des Ortskerns von Langenhain entlang; auch hier ist keine Spur des Limes mehr zu sehen. Der heutige Ortskern liegt schon außerhalb des Limes. Lediglich das Straßenschild "Am Pfahlgraben" erinnert daran, dass hier vor fast 2000 Jahren die Grenze des Römischen Imperiums verlief (rechtes Foto).

Auf beherrschender Höhe über dem Usatal gelegen, bildete das Kastell den südwestlichen Eckpfeiler des Wetterauslimes. Hier durchbricht die Usa in einem steil eingeschnittenen Tal den Taunus. Alte Wege über das Usingen Becken zum Lahntal hinüber in den Raum um Weilburg und in das Limburger Becken mögen schon in römischer Zeit vorhanden gewesen sein und die Gründung eines der bedeutenderen Kastelle der Wetteraulinie an dieser Stelle erforderlich gemacht haben.


Hinweisschild mit dem Symbol der
Deutschen Limesstraße kurz vor
dem Ortseingang von Langenhain

Die Besatzung des Kastells ist durch den Fund einer kleinen, bronzenen Besitzermarke bekannt. Auf dem Metallschildchen ist die eingepunzte Inschrift zu lesen (siehe rechtes Foto): "Soldat Masclionius Primus aus der Centurie des Primitivus in der Cohors I Biturigum, unter Kaiser Commodus"; lateinisch: Imp(peratore) Com(mode) Aug(usto)/coh(ors) I Bit(urigum) c(enturia) Prim/itivi Masclioni(us)/Primus

An der Südostecke der evangelischen Kirche von Langenhain ist ein Stein aus dem Kastell verbaut worden, auf dem noch deutlich die Inschrift der 22. Legion zu erkennen ist: "LEGXXII PRPF" (siehe linkes Foto, die Inschrift ist hochkant zu sehen). Diese Legion war zwar zur Zeit des Limes in Mainz stationiert gewesen, jedoch fand man ihren Stempel auf Ziegeln, Bausteinen o.ä. in einem weiten Umkreis.

(Teilweise aus: "Die Römer in Hessen", 1989, D. Baatz & F.-R. Herrmann)

Zum römischen Butzbach

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