ZurückWeiter   Die Provinzhauptstadt Mainz (Mogontiacum)

Die römische Geschichte Hessens ist ohne Mainz nicht zu verstehen. Von hier ging die römische Okkupation aus, und hier befand sich der Sitz der Provinzverwaltung Obergermaniens. Als in spätrömischer Zeit, im 4. Jahrhundert n.Chr. das Land jenseits des Rheins für das Römerreich schon wieder verloren war, gingen für den hessischen Raum von Mainz noch immer entscheidende Impulse aus. Die Gegend um Mainz geriet durch den gallischen Krieg Caesars (58-51 v.Chr.) in den Machtbereich Roms, der seit der Eroberung Galliens bis an den Rhein reichte. Die Legionen blieben jedoch vorerst im Innern Galliens. Erst als Kaiser Augustus sich entschloss, Germanien zu erobern, ist die Rheingrenze militärisch besetzt worden.


1 = Legionslager auf dem Kästrich, 2 = Zivilstadt, 3 = Lager Weisenau
4 = Kastel (castellum mattiacorum), 5 = Hafensiedlung am Dimesser Ost

Zwischen 15 und 10 v.Chr. erbauten die Römer auf der Hochfläche Kästrich im Gebiet der Universitätskliniken oberhalb der Innenstadt ein ausgedehntes Lager für zwei Legionen mit rund 36 ha Fläche. Von 10 v.Chr. bis 16 n.Chr. sind von hier aus Feldzüge zur Eroberung Germaniens durchgeführt worden, die stets durch das Gebiet des heutigen Hessen führten. Neben Vetera bei Xanten am Niederrhein war Mogontiacum die bedeutendste Militärbasis für die Germanenkriege dieser Zeit. Schon damals bildete sich im Gebiet des heutigen Stadtkerns eine Zivilsiedlung im Schutz des Legionslagers; eine zweite entstand auf der Hochfläche direkt neben dem Legionslager. Vorübergehend belegte Militärlager gab es bei Weisenau; auch dort wuchs eine zivile Siedlung auf. Als weitere militärische Anlage ist der Rheinhafen am Dimesser Ort zu nennen, der sich ein wenig rheinabwärts von der Innenstadt in der Gegend des heutigen Rheinhafens befand.

Das Steinrelief rechts zeigt Legionssoldaten in Kampfordnung und stammt aus dem letzten Drittel des 1. Jahrhunderts n.Chr. Es befindet sich neben zahlreichen anderen Exponaten aus römischer Zeit im Landesmuseum von Mainz. Die Stadt ist außerordentlich reich an römischen Funden. Viele von ihnen kann man im Landesmuseum sehen, dessen Besuch daher sehr zu empfehlen ist. Die römische Abteilung befindet sich im Erdgeschoss. Von einzigartiger Bedeutung ist der große Steinsaal mit Hunderten von Reliefs, Plastiken und Inschriftsteinen, darunter die große Mainzer Jupitersäule und der Dativius-Victor-Bogen. Rekonstruierte Kopien der Säule und des Bogens befinden sich auch in der Innenstadt (Bilder unten links und rechts).

Nach Ende der Germanenkriege 16 n.Chr. blieben zwei Legionen im Mainzer Lager, die im Verlauf des 1. Jahrhunderts gelegentlich aus politischen oder militärischen Gründen abgelöst wurden. Um 92 n.Chr. kam dann die Legio XXII primigenia pia fidelis nach Mainz und bildete bis zu ihrem Untergang Mitte des 4. Jahrhunderts die Besatzung des Lagers. Dieser Legion begegnet man auf zahlreichen römischen Inschriften Hessens, weil der gesamte obergermanische Limes von Mainz aus verwaltet und beaufsichtigt wurde. Mit ihrem Ende in der Schlacht bei Mursa 351 n.Chr. hörte auch das Legionslager auf zu bestehen. Die Zivilstadt Mogontiacum im Gebiet des heutigen Stadtkerns lebte indes weiter. Das Christentum hatte hier längst Fuß gefasst und die Stadt war Bischofssitz geworden. Als Anfang des 5. Jahrhunderts die Römerherrschaft am Rhein zusammenbrach, lebte die christliche Kirche in der Stadt weiter. Sie hat es bewirkt, dass Mainz die unruhige Zeit der Völkerwanderung überdauerte.

Von dem Legionslager auf der Höhe des Kästrich, das sich bis in den Bereich der Universitätskliniken erstreckte, ist heute nichts mehr zu sehen. Von seiner einstigen Bedeutung kündet nur der unter Kaiser Vespasian erbaute 9 km lange steinerne Aquaedukt für die Wasserversorgung des Lagers. Er transportierte täglich 7000 Kubikmeter frisches Quellwasser aus der Gegend westlich von Mainz auf die Höhe des Militärlagers. Von dem Aquaedukt ist eine Reihe steinerner, verwitterter Pfeiler im Zellbachtal zu sehen (Bild links), die einst rund 30 m hoch gewesen sein müssen. Von den römischen Zivilsiedlungen sind nur noch Reste der spätrömischen Stadtmauer auf dem Kästrich erhalten, die aber im Mittelalter teilweise weitergebaut und verändert wurde. Von den ausgedehnten Gräberfeldern der antiken Stadt und des Lagers ist lediglich ein großer Grabbau zu sehen: es ist der Drususturm oder Eichelstein an der Südspitze der heutigen Zitadelle, das größte noch erhaltene römische Grabmal Deutschlands (Bild rechts).

(Größtenteils aus: "Die Römer in Hessen", 1989, D. Baatz & F.-R. Herrmann)

In Mainz gibt es gleich drei Museen, die sehenswerte Funde aus römischer Zeit beherbergen. Das jüngste ist das Museum für Antike Schifffahrt, in dem beachtliche Reste spätrömischer Ruder- und Segelboote sowie die Komplettrekonstruktion eines solchen Bootes ausgestellt sind (Bild rechts). Es folgen zum Schluss die Links zu den drei Museen auf der Homepage der Stadt Mainz mit zusätzlichen Informationen für Besucher:

Landesmuseum Mainz
Römisch-Germanisches Zentralmuseum

Museum für Antike Schifffahrt

Homepage der Stadt Mainz

Zur Homepage der Initiative Römisches Mainz e.V.

(Bilder teilweise von den Museen der Stadt Mainz)

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