Der Ortskern von Großkrotzenburg bildet ein gutes Beispiel für jene Orte, deren Plan durch den Grundriss eines römischen Kastells festgelegt worden ist. Die Kirchstraße läuft noch heute über der via principalis, welche die beiden Seitentore miteinander verband. Auch die via praetoria (Sackgasse) und die via decumana (Breite Straße), die von dem vorderen und dem rückwärtigen Tor auseinandergingen, zeigen deutlich ihren Zusammenhang mit dem römischen Wehrbau. Bald nachdem die Römer Mitte des 3. Jahrhunderts den Limes verlassen hatten, setzte sich die germanische Bevölkerung in der Ruine fest, deren Mauern noch hoch aufrecht standen und einen gewissen Schutz boten. Im Mittelalter hat man die Umfassungsmauer repariert; sie diente wiederum jahrhundertelang als Wehrmauer. Die Lage des Kastells wurde durch den Limes bestimmt, der in gerader Linie von Norden kommend hier an den Main stößt. Die Römer hatten die Grenze so abgesteckt, dass sie das untere Kinzigtal einbezog. Das Kastell sicherte die Grenze, schützte die römische Mainbrücke und sperrte wohl auch einen anzunehmenden, rechtsmainischen Uferweg. Das Kohortenkastell dürfte etwa um 105-110 n.Chr. entstanden sein. Der Limes existierte damals bereits in einer ersten Phase (Postenweg mit Holztürmen). Aufgrund von Funden geht man auch davon aus, dass es bereits Ende des 1. Jahrhunderts ein kleineres Holzkastell gegeben hat, das man aber wegen der dichten Bebauung nicht nachweisen konnte.
Teile der steinernen Umwehrung sind heute noch zu sehen, vor allem südwestlich der Kirche. Hier gibt es einige Stellen, an denen das aufgehende Mauerwerk der römischen Wehrmauer noch hoch über dem Boden erhalten ist; man darf es allerdings nicht mit mittelalterlichen Aufmauerungen verwechseln. Dies gilt besonders für den südwestlichen Eckturm (unteres Bild oben links), der zwar ein römisches Fundament besitzt, in seinem Aufgehenden aber mittelalterliches Mauerwerk besitzt. Er hat bis in die Neuzeit als Gefängnis gedient. Von den Innenausbauten ist kaum etwas bekannt, da in dem Ortskern natürlich keine großen Ausgrabungsflächen untersucht werden konnten. Immerhin kennt man einige Mauern des Stabsgebäudes (principia) das, wie üblich, mitten im Kastell liegt (unteres Bild oben rechts).
Ein wenig mainabwärts vom Kastell und in seinem Schutz haben die Römer eine Mainbrücke gebaut. Die hölzernen Pfahlgründungen der steinernen Brückenpfeiler sind bei Baggerarbeiten 1885 und 1903 gefunden worden. Die Fahrbahn über den Steinpfeilern war vermutlich aus Holz gezimmert. Nach einer dendrochronologischen Zeitbestimmung der Eichenpfähle soll die Brücke etwa um 134 n.Chr., also gegen Ende der Regierungszeit Kaiser Hadrians entstanden sein. Für die Verbindung Rodgaus mit dem Gebiet an der unteren Kinzig war die Brücke wichtig; vor allem aber ermöglichte sie rasche Truppenbewegungen längs des Limes. Nördlich und westlich vom Kastell erstreckte sich ein umfangreiches Dorf (vicus), dessen Häuser bis in 400 m Entfernung vom westlichen Kastelltor gefunden wurden. Nordöstlich des Kastells hat sich auch eine umfangreiche Ziegelei befunden, deren Erzeugnisse auf dem Main bequem auch in die weitere Umgebung abtransportiert werden konnten. In mehreren römischen Bauten in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz hat man Ziegel aus Großkrotzenburg entdecken können. (Aus: "Die Römer in Hessen", 1989, D. Baatz & F.-R. Herrmann) Der Heimat- und Geschichtsverein hat im Laufe von 30 Jahren das Museum der Gemeinde eingerichtet. Die Geschichte von Großkrotzenburg reicht ca. 7000 Jahre zurück. Vor- und frühgeschichtliche Funde dokumentieren den Beginn der Besiedlung der Gemarkung. Eine umfangreiche Sammlung römischer Funde aus dem Limeskastell informiert den Besucher über die Besatzungszeit um 100 n.Chr. Ferner wird die Ortsgeschichte bis zur Neuzeit dargestellt und geschildert. In diesem Museum zum "Anfassen" finden Besucher, vor allem die Schüler, viel Interessantes und Wissenswertes: |
Museum Großkrotzenburg Jeden 2. Sonntag im Monat offen Im Internet erreichbar unter: |