ZurückWeiter   Das römische Frankfurt 1/3

1. Die Militärlager und der Civitas-Hauptort NIDA
2. Das Archäologische Museum in Frankfurt
3. Der Archäologische Rundweg in der Römerstadt NIDA

Einige Kilometer nordwestlich des heutigen Zentrums von Frankfurt am Main befand sich zur Zeit des Limes eine größere römische Ansiedlung: der Civitas-Hauptort NIDA, das heutige Heddernheim. Ihm waren seit den 70er Jahren des 1. Jahrhunderts n.Chr. mindestens 10 verschiedene Militärlager vorausgegangen. NIDA war ein Knotenpunkt des römischen Verkehrssystems. Von hier aus gingen Straßen nach Mainz, Wiesbaden, zur Saalburg, nach Friedberg und in die östliche Wetterau (gestrichelte Linien im unteren Bild).


Übersichtsplan der römischen Militärlager: Lagergräben B-L (dunkelgrau)
Steinerne Wehrbauten: Alenkastell A und ummauerter Vicus NIDA (schwarz)

Als letztes der vielen Lager im Gebiet von Heddernheim und Praunheim wurde gegen Ende des 1. Jahrhunderts n.Chr. ein 5 ha großes Alenkastell aus Stein errichtet (Ala = berittene Einheit mit 500 bis 1000 Mann). Dieses hat man in den darauf folgenden Jahren aber wieder aufgegeben, als die dort stationierte Garnison direkt an den Limes verlegt wurde. Westlich des Kastells, entlang den beiden Straßen nach Mainz und zur Saalburg, hatte sich zu dieser Zeit bereits ein umfangreiches Lagerdorf entwickelt. Mit dem Abzug des Militärs um 110 n.Chr. änderte sich die Situation grundlegend: die besetzten Gebiete nördlich des Mains wurden nun in zwei Verwaltungsgebiete aufgeteilt. Der westliche (Civitas Mattiacorum) erhielt den Hauptort Wiesbaden (Aquae Mattiacorum) und der östliche (Civitas Taunensium) erhielt NIDA als Hauptort.



Bauinschrift aus Kalkstein,
ehemals rote Buchstaben auf weißem Grund,
aus einem Keller im Westteil NIDAs.
Der antike Name der Stadt ist hier belegt.
MED... ist wahrscheinlich Dieburg.
Zu besichtigen in Frankfurt im
Archäologischen Museum

SALVATI AVG(ugstae)
DENDROPHORI AVG(ustales)
CONSISTENTES MED(...)
IT(em)Q(ue)
NIDAE SCOLAM
DE SVO FECERVNT LOC(o)
ADSIG(nato) A VIC(anis) NIDE(nsibus)

Übersetzung:
"Zum Heil des Kaisers. Die Dendrophoren und Priester des Kaiserkults mit Sitz in MED... und NIDA haben das Versammlungshaus aus eigenen Mitteln errichtet. Das Grundstück wurde ihnen von den Bürgern zu NIDA angewiesen."

NIDA wurde nun praktisch eine Stadt: weitere Straßen wurden befestigt und das Siedlungsgebiet ausgeweitet. Eines der gut ausgegrabenen öffentlichen Gebäude ist das große Unterkunftshaus (Praetorium - Bild unten), dem im Osten ein Hof mit Wandelhalle und die Ostthermen angeschlossen waren. Die Bedeutung die diesem Komplex beigemessen wurde, erweist allein schon seine Lage direkt südlich der zentralen Straßenkreuzung. Hier konnten vor allem Bürger der Civitas oder Soldaten aus den Limeskastellen, die in NIDA Geschäfte erledigten oder eines der vielen Heiligtümer besuchen wollten, bequem untergebracht werden. Aus dem Verwaltungszentrum NIDA war rasch nun auch ein Handelszentrum geworden.


NIDA (Frankfurt-Heddernheim): Ostthermen und Praetorium, Rekonstruktion (nach Mylius)

Der Friede in der obergermanischen Provinz war aber nicht von Dauer. Aus dem Jahr 162 n.Chr. wird ein Überfall der Chatten gemeldet und auch andere Einfälle, die wir von den Kastellen her kennen, werden die Stadt in Mitleidenschaft gezogen haben. NIDA bekam erst zu Beginn des 3. Jahrhunderts eine Stadtbefestigung, der dann auch einige Wohnviertel zum Opfer gefallen sind. Aufgegeben wurde die Stadt schließlich 259/260 n.Chr. zusammen mit dem Limes, als die Druck der Germanen zu groß geworden war.

Zum Stadtteil-Portal www.heddernheim.de
Zum Stadtteil-Portal www.heddernheim.de

mit Infos über seine römische Geschichte

Auch im Zentrum von Frankfurt am Main, im Gebiet zwischen Römer (Rathaus) und Dom, hat man Reste eines römischen Wehrbaus nachweisen können. Der Dom selbst steht auf einem flachen Hügel, der im Altertum ganz vom Main umflossen war ("Dominsel"). Schon seit Urzeiten hat man diese Stelle als Furt genutzt, von der später die Stadt auch ihren Namen erhielt. Funde datieren hier einen ersten Militärposten der Römer in die Spätzeit des Kaisers Augustus, also in die Jahre direkt nach der Zeitenwende.


Der Archäologische Garten in der Frankfurter Altstadt - zwischen Dom und Römer gelegen - wurde nach dem 2. Weltkrieg freigelegt und anschließend konserviert. Es handelt sich um Fundamente zweier römischer Badeanlagen von ca. 75-110 n.Chr. (niedrige Mauern), der karolingischen Pfalzanlage von 820-850 n.Chr. (hohe Mauern) und von spätmittelalterlichen Kellern des 14.-16. Jahrhunderts n.Chr. (mittelhohe Mauern).

In den 70er Jahren des 1. Jahrhunderts kam der Frankfurter Raum nach einer Unterbrechung von nur wenigen Jahrzehnten wieder in den römischen Machtbereich. Auf dem Domhügel wurde eine römische Truppenabteilung stationiert, wohl um die Furt zu kontrollieren. Sie errichtete ein Kastell und einen kleinen Thermenbau, von dem Reste noch heute erhalten sind (Bild oben: Archäologischer Garten auf dem Domhügel - nur der Rundbau gehörte zum römischen Militärbad). Anfang des 2. Jahrhunderts wurde der Militärstützpunkt aufgegeben und eine kleine zivile Siedlung entwickelte sich weiter. Der Fall des Limes 259/60 aber hat der römischen Niederlassung auf dem Domhügel schließlich ein Ende bereitet. Die Römer zogen sich bis hinter den Rhein zurück.

(Bilder und Texte zum Teil aus: "Die Römer in Hessen", 1989, D. Baatz & F.-R. Herrmann, bzw. "NIDA-Eine römische Stadt in Frankfurt am Main", I. Huld-Zetsche, Aalen 1994)

Zur zweiten Seite über das römische Frankfurt

Zur Hauptseite über den Limes