ZurückWeiter   Die Wachttürme am Limes (Einleitung)

Eines des wesentlichen Elemente des römisches Limes in Germanien waren die etwa 900 Wachttürme, die stets in Sichtweite zueinander aufgestellt worden waren. Bereits in seiner ersten Ausbauphase, als der Limes lediglich eine Schneise durch die Wälder darstellte, waren innerhalb dieser Schneise stabile Türme aus Holz errichtet worden. Der Limes konnte zwar in keiner der Ausbauphasen irgendwelche Angriffe abwehren, in den Türmen aber sollten die Wachtmannschaften sich so lange halten können, bis Verstärkung aus den umliegenden Kastellen eingetroffen war. Mitte des zweiten Jahrhunderts wurden die baufällig gewordenen Holztürme schließlich durch massive und dauerhafte Steintürme ersetzt.

In heutiger Zeit hat man einige der Turmbauten rekonstruiert, die sich aber teilweise sehr voneinander unterscheiden. Auch geben die Archäologen den Rekonstruktionen oft keine guten Noten, was deren Authentizität anbetrifft. Am Limes in der Wetterau und im Taunus hat man insgesamt fünf Wachttürme wiedererrichtet, die auf den folgenden Seiten beschrieben werden.


Steinturm in der Gemeinde Pohlheim, 1967 errichtet


Kleiner Wachtturm in Holz-Lehm-Bauweise bei Butzbach


Hoher Steinturm auf dem Gaulskopf, um 1925 errichtet


Neue authentische Rekonstruktion bei Idstein-Dasbach


Steinturm beim Kastell Zugmantel im Taunus, 1971/72 errichtet


Und das ist von einem römischen Wachtturm in unserer Zeit noch übriggeblieben: ein unscheinbarer, überwachsener Schutthügel, wie hier im Wald bei Langgöns.

Auf der oberen Zeichnung ist ein Schnitt durch einen rekonstruierten Steinturm mittlerer Größe zu sehen. Für das Obergeschoss sind zwei Varianten denkbar: links mit umlaufender Außengalerie, rechts mit großen Außenfenstern. Die Seitenlänge dieses Turms beträgt etwa 4,80 m. Man kann erkennen, dass solch massive Wachttürme einer kurzen Belagerung durchaus Stand halten konnten. Im Inneren hatten die Wachmannschaften alles gelagert, was sie zum täglichen Leben benötigten.

Leider kennt man am gesamten Limes nur die Fundamente und lediglich in einigen wenigen Fällen noch einige Schichten des Mauerwerks der Steintürme. Woher weiß man also, wie die höheren Stockwerke ausgesehen haben? Eine der Quellen für eine authentische Rekonstruktion sind die Reliefs der Trajanssäule in Rom. Hier ist zwar der Donau-Limes abgebildet, man kann aber davon ausgehen, das ein bewährtes System wie der Limes an den Grenzen des gesamten römischen Reiches ähnlich gebaut gewesen sein muss. Die nebenstehende Zeichnung ist einem Relief der Trajanssäule nachempfunden:

Der abgebildete Turm hat ein Zeltdach, das mit großen Schindeln gedeckt ist. Er ist gänzlich aus Steinquadern errichtet worden, wird aber zusätzlich von einer umlaufenden Palisade eingefasst. Um das Obergeschoss läuft eine nur wenig vom Turm abstehende Galerie, deren Geländer kreuzförmige, schräge Verstrebungen aufweist. Aus einer Öffnung des Obergeschosses ragt eine Signalfackel, die bei Gefahr entzündet wurde. Wie man anhand von Funden nachweisen konnte, waren die Steintürme weiß verputzt gewesen. In diesen Verputz hatte man Quaderfugen eingeritzt, die mit roter Farbe ausgefüllt gewesen waren.

(Aus: "Die Wachttürme am Limes", 1976, Dietwulf Baatz)

Zur Homepage des Limesturms von HillscheidWie ein Ding aus einer anderen Welt muss den meisten Germanen so ein monströser weißer Wachtturm vorgekommen sein - Sinnbild einer überlegenen Kultur. Gegen Ende des zweiten und dann immer häufiger im dritten Jahrhundert schienen die Germanen aber allen Respekt abgelegt zu haben, als sie die Grenzanlagen immer wieder überrannten und in großer Zahl in die römischen Provinzen einfielen und sie samt den Wachttürmen und Kastellen verwüsteten. Bis 260 n.Chr. bauten die Römer nach jedem Einfall ihre Anlagen wieder auf, dann wurde der Druck zu stark und sie zogen sich entgültig hinter den Rhein zurück.

Auf dem Foto ist der Wachtturm-Nachbau von Hillscheid (Rheinland-Pfalz) zu sehen, der 1994 anlässlich der 1000-Jahr-Feier errichtet worden war. Die Form dieses Turmes dürfte authentisch sein: ein 16 m hoher Steinturm, weiß verputzt und farbig verfugt, den angedeuteten Eingang auf halber Höhe. Für heutige Besucher gibt es allerdings eine Tür im Erdgeschoss. Auf ein quadratisches Fundament von knapp fünf Metern Seitenlänge sind drei Stockwerke aufgesetzt. Der Vorratsraum befand sich ganz unten, der Wohnraum der Wachmannschaft von vier bis fünf Mann im ersten Geschoss mit dem Einstieg, der nur mit Hilfe einer Leiter erreichbar war, und der Wachraum auf der dritten Ebene. Von hier aus konnte der Umgang in knapp zehn Meter Höhe betreten werden.

(Bild und ein Teil des Textes aus: "Deutsche Limesstraße vom Rhein zum Main",
1999, Verlag und Autor Walter E. Keller, Treuchtlingen)

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