Die Nachbildung eines Holzturmes und das Fundament eines Steinturmes auf dem Schrenzer Berg westlich der Stadt Butzbach Der Holzturm auf dem Schrenzer Berg bei Butzbach zählt zu den ältesten Rekonstruktionsversuchen eines Wachtturmes aus Holz, der am Limes unternommen wurde. 1898 wurde die Stelle nahe des hier gut erhaltenen Pfahlgrabens durch die Reichslimeskommission untersucht, an der sich zwei "unscheinbare" Hügel befanden. Man befasste sich zunächst mit dem südlicheren der beiden Hügel und konnte einen Ringgraben mit einem kreisrunden Plateau von 8,4 m Durchmesser in der Mitte nachweisen. Spuren von vier Pfostenlöchern zeugten von einem Holzturm, der hier einmal gestanden haben muss. Den umlaufenden Ringgraben deutete man als Standort einer Palisade. Heute weiß man, dass es sich dabei aber um einen Entwässerungsgraben gehandelt hat. Direktor Jäger, Begründer des Butzbacher Geschichtsvereins, stellte noch 1899 den Antrag, "eine geschichtlich treue Nachbildung des hölzernen Wachtturms zu erreichen". Allein durch Direktor Jäger finanziert, begann man nun damit, den ursprünglichen Graben wieder auszuheben und mit einem Zaun von Palisaden zu umgeben. Die Basis wurde wieder hergestellt und die vier Eckbalken des Turmes errichtet. Es wurden zwei Stockwerke erbaut, deren oberes von einer Galerie umgeben war. Die Wände wurden mit Fachwerk ausgebaut und das Dach mit Ginsterbüscheln bedeckt, da man keinerlei Spuren von Ziegeln entdecken konnte (Bild unten). |
Erst viele Jahrzehnte später fand man heraus, dass die römischen Holztürme doch etwas anders gebaut waren, als es die Rekonstruktion in Butzbach glauben machte: wesentlich massiver und mit drei statt der hier vorhandenen zwei Stockwerke. Das Untergeschoss hatte keinerlei Fenster oder Türen und bestand aus massivem Holz, Steinen und Lehm. Die oberen beiden Etagen waren in Fachwerkbauweise erreichtet worden und mit Holzplanken verschalt. Das Dach bestand höchstwahrscheinlich aus Schindeln, denn man konnte im Schutthügel noch eine Vielzahl von Nägeln entdeckten. Nachdem ein halbes Jahrhundert vergangen und der Verfall des Turmes nicht mehr aufzuhalten war, wurde Mitte der fünfziger Jahre damit begonnen, eine Neukonstruktion in Angriff zu nehmen, die 1957 abgeschlossen wurde. Der Bauherr war nun die Stadt Butzbach selbst. Leider waren zu diesem Zeitpunkt die Kenntnisse über das Aussehen römischer Holztürme immer noch sehr spärlich, sodass wiederum eine wenig originalgetreue Rekonstruktion dabei herauskam, die nach geringfügigen Änderungen und jährlichen Instandhaltungen, heute immer noch steht. (Teilweise aus: Butzbacher Geschichtsblätter Nr.4/04.01.1984, Winfried Schunk)
Über die Grabungen am benachbarten jüngeren Steinturm lag in neuerer Zeit kein ausführlicher Bericht mehr vor, sodass man sich 1978 entschloss, die Stelle erneut zu untersuchen und die Fundamente anschließend zu konservieren. Konservieren bedeutet, das Fundament soweit zu erneuern und hoch zu mauern, dass es für Besucher im Grasbewuchs deutlich zu erkennen ist. Da im Boden nicht mehr genügend originale Steine vorhanden waren, nahm man kurzerhand solche, die bei den Ausgrabungen am Kastell Hunneburg im Tal zu Tage gekommen waren, also wiederum echte "Römersteine". Der Grundriss dieses Steinturms ist quadratisch mit einer Seitenlänge von 6,70 m, die Mauerstärke beträgt 80 cm. Damit war er für einen Wachtturm am Wetteraulimes doch recht großzügig bemessen worden, was auf seine besondere Bedeutung für das Kastell Hunneburg und den wichtigen Grenzübergang hindeutet, der nicht weit von ihm verlief. Vom Schrenzer Berg aus (329 m) hatte man einen ausgezeichneten Blick den Limes entlang nach Nordosten, sowie über die gesamte nördliche Wetterau. Ein relativ hoher Wachttum wird diesen Ausblick noch weiter verbessert haben. In unserer Zeit wird er allerdings durch den umliegenden Baumbewuchs stark eingeschränkt. (Teilweise aus: Butzbacher Geschichtsblätter Nr.20/20.08.1985, Winfried Schunk) Wenige Meter hinter dem Turm im Wald verläuft der Limes, der hier sehr gut erhalten ist und durch Hinweiszeichen des Limes-Wanderweges kenntlich gemacht wurde. An dieser Stelle hat man auch ein paar Meter der Palisade rekonstruiert, die am gesamten obergermanischen Limes entlang lief. Allerdings dürften Limes und Palisade in römischer Zeit nicht so vom Wald überwuchert gewesen sein. Der Limes stellte ja von Anfang an eine Schneise durch die Wälder da, aus der die Römer alle Bäume entfernt hatten. |