Jahrhundertelang schien den Ruinen der Saalburg das gleiche Schicksal bestimmt zu sein, wie allen anderen Römerkastellen im Taunus auch: die Gebäude und Mauern zerfielen, wurden vom Wald überwuchert oder dienten als bequemer Steinbruch für Siedlungen in der näheren Umgebung. Der Zerstörung der Anlage wurde erst Anfang des 19. Jahrhunderts Einhalt geboten. Mitte desselben Jahrhunderts fanden die ersten archäologischen Untersuchungen statt. Verstärkt wurden die Ausgrabungen im Zusammenhang mit einer systematischen Erforschung des Limes, seiner Kastelle und Wachttürme am Ende des 19. Jahrhunderts durch die sogenannte "Reichslimes-Kommission". Kaiser Wilhelm II., der sich schon als Kind bei seinen Besuchen in Bad Homburg für die Ausgrabungsarbeiten interessiert hatte, veranlasste 1897 den Wiederaufbau des Kastells, der 1907 abgeschlossen wurde. Gründliche Forschungen ließen es zu einem Bauwerk werden, das dem damals neuesten Stand der Wissenschaft entsprach. Auf dem Foto ist Kaiser Wilhelm II. hoch zu Ross im Innenhof des Kommandanturgebäudes zu sehen, zusammen mit Geh.Baurat Louis Jacobi (1836-1910), auf dessen Idee und Engagement die Rekonstruktion der Saalburg zurückgeht. Er war der für diesen Abschnitt zuständige Streckenkommissar in der Reichslimes-Kommission gewesen und hatte die Idee gehabt, die bei der Erfoschung des Limes zutage getretenen Funde in einem eigens dafür eingerichteten Museum auf der Saalburg auszustellen. |
Auf eine Anregung des Kaisers hin wurde über dem Haupttor anstelle der römischen Bauinschrift eine Inschrift in Bronzebuchstaben angebracht, die besagt, dass Kaiser Wilhelm II. das Kastell Saalburg zum Gedenken an seine Eltern wiederaufbauen ließ. In ähnlichem Sinn wurde die Bronzestatue des römischen Kaisers Antoninus Pius (138 bis 161 n.Chr.) mit der Sockelinschrift vor dem Haupttor aufgestellt, die Besucher beim Betreten der Saalburg auf römische Art begrüßt. Sie ist von dem Berliner Bildhauer Götz antiken Panzerstatuen nachgebildet worden. Neben den staatlichen Geldern sind weitere Mittel von zahlreichen Privatleuten, auch von amerikanischen Stiftern, zur Verfügung gestellt worden. Obwohl das Kastell vor 100 Jahren nach den damals neuesten archäologischen Erkenntnissen errichtet worden war, wissen wir heute, das z.B. das antike Vorbild nicht diesen parkähnlichen Anblick in seinem Innern bot, wie sein Nachbau heute. Das Kastell war damals dicht gefüllt mit Baracken und sonstigen Holzgebäuden, deren Spuren man vor 100 Jahren aber noch nicht im Boden erkennen konnte. Die Zinnen auf der Wehrmauer hatten einen größeren Abstand - das Werfen von Speeren wäre sonst sehr schwierig gewesen. Alle Limesbauten, Kastelle und Wachttürme, waren in späteren Zeiten weiß verputzt gewesen, mit einem aufgemalten roten Fugenmuster. An der Südostecke der Saalburg ist ein kleiner Teil der Wehrmauer auf diese Weise hergerichtet worden. Der Hintergrund dieser Limes-Seiten wurde ebenfalls dem römischen Fugenmuster nachempfunden. |
Betritt man die Saalburg durch das Haupttor, liegt ein paar Meter weiter rechts neben der Hauptstraße das Speichergebäude (horreum, Bild rechts). Es diente in römischen Zeiten als Getreidespeicher. Heute befindet sich darin der größte Ausstellungsraum des Saalburgmuseums. Getreide stellte für die Verpflegung des römischen Heeres das wichtigste Nahrungsmittel dar. Aus dem Korn hatten sich die Soldaten je nach Geschmack Brot oder Getreidebrei zuzubereiten. Das Getreide wurde ungemahlen gelagert und musste ausreichend belüftet werden, um Schädlings- und Bakterienbefall in Grenzen zu halten. Auf dem Bild rechts, das während der Ausgrabungen noch vor 1900 aufgenommen wurde, sieht man die Grundmauern des Speichergebäudes, auf denen der erhöhte Fußboden auflag und somit regelmäßige Durchlüftung gewährleistet war. Läßt man das Horreum rechts liegen, stößt man genau auf das Stabsgebäude oder Kommandantur (principia, Bild unten), das zentral im Lager gelegene, wichtigste Gebäude des Kastells. Außer dem Lagerheiligtum waren Waffenkammern, Versammlungsräume und Büros in diesem Hauptgebäude untergebracht, dessen gesamte Ausmaße 41 mal 58 m betragen. Vom Haupttor her kommend betritt man die Principia durch die große Exerzierhalle von 38,5 mal 11,5 m, in der zu gegebenen Anlässen die gesamte Truppe antreten konnte. Von der Halle aus führen mehrere Durchgänge in den Innenhof, der von einem offenen Umgang umgeben war. Jenseits des Hofes und an seinen beiden Seiten befinden sich noch etliche Gebäude, bzw. Zimmer und ein weiterer kleiner Hof, der aber zu römischer Zeit wohl eine Halle gewesen war. (Teilweise aus: "Die Saalburg", 1995, Margot Klee) |