1. Das Limeskastell Friedberg Als 1963 an der Westseite des Burgbergs ein Neubau für das dortige Gymnasium errichtet werden sollte, entdeckte man die Ruinen eines römischen Badegebäudes, das daraufhin freigelegt, restauriert und in das Schulgebäude einbezogen wurde. (Rechtes Bild: Modell der Bebauung auf dem Burgberg im Wetteraumuseum. Ein Gebäude des Gymnasiums ist unten links gerade noch zu erkennen) Der Erhaltungszustand des Friedberger Römerbades ist verhältnismäßig erfreulich: Das Mauerwert hat sich bis 1,15 m über der antiken Erdoberfläche erhalten, die zumindest an der Süd- und Westseite (Fensterseite) dem Niveau des heutigen Fußbodens entsprach. Die Mauern bestehen aus Bruchsteinen, vorwiegend Basalt; wo technische Einrichtungen es erfordern, sind Ziegel, Tonplatten und Hohlziegel (Tubuli) verwandt. Dass im Westteil des Gebäuderests eben die technischen Einzelheiten erhalten sind, macht den besonderen Wert des Friedberger Römerbades gegenüber den meisten zugänglichen Ruinen römischer Badegebäude nördlich der Alpen aus. Der Grundriss des kleinen Badehauses stellt ein Rechteck mit den Außenmaßen 6,65 x 4,05 m dar. Der West- und Südwand ist je ein halbrunder Anbau vorgelegt, der ein Wasserbecken enthält. An die Südwand ist außerdem ein ungefähr quadratischer Anbau zum Schutz der Heizungsöffnung angehängt (Pr). Die Mauerstärke beträgt etwa 50 cm, bei letzterem Vorbau 40 cm. Das Gebäude wird durch eine Zwischenwand in zwei ungleiche Räume geteilt: |
Das Frigidarium (Kaltbaderaum; F) befand sich in dem schmalen (östlichen) Raum. Die Eingangstür des Badegebäudes dürfte sich an seiner innen nur 163 cm breiten Nordwand befunden haben. Hier ist auch ein Teil des Fußbodenbelags erhalten: 3 cm dicke Platten aus gebranntem Ton, die auf einem Bett von feinem Mörtel verlegt sind. Aus diesem Material bestanden alle Bodenflächen des Badegebäudes außer der des Heizungsvorraums. Der Boden des Frigidariums weist zum angebauten Wasserbecken hin ein deutliches Gefälle auf und besaß einen Ablauf; das spricht für die Anwendung von Wassergüssen. Zwei Stufen führten in das Kaltwasserbecken (F'). In der Zwischenwand zwischen den beiden Haupträumen lässt eine Vertiefung die Lage der Tür erkennen, die vom Kaltbad ins Warmbad führte. Das Caldarium (Warmbaderaum; C) ist mit 10 qm Fläche so groß wie das Frigidarium. Im Gegensatz zu diesem war es geheizt. Dazu war sein Fußboden (Suspensura) ausgebildet: sein Estrich ruhte auf Tonplatten, die von dicht beieinander stehenden Pfeilern von 60 cm Höhe aus quadratischen Ziegeln getragen wurden. Von dem Hängeboden ist nur ein Streifen am Westrand des Raumes erhalten. Die Feuerung (Praefurnium) dieser Hypokausten-Heizung ist 2,36 m lang, 45 cm breit und etwa 60 cm hoch. Im Heizungsvorraum (Pr) verhinderten zwei Wangen aus Basalt Beschädigungen der Ofenwände beim Heizen mit sperrigem Holz. Da die obere Abdeckung fehlt, ist die Stelle, an der das Feuer brannte, an einer Ziegelpflasterung gut zu erkennen. Von hier breiteten sich die Heizgase zwischen den Pfeilern und entlang den Wänden aus. Diese waren ab Unterkante des Hängebodens von Holzziegelkaminen bedeckt, die die Abgase nach oben ins Freie führten; von 14 dieser Kamine sind im Rest des Hängebodens die untersten Hohlziegel (Tubuli) noch erhalten. So wurden zugleich Fußboden und Wände erwärmt unter günstiger Ausnutzung des Brennstoffs. Der ungefähr quadratische Vorbau (Pr) sollte die Feuerung vor Regen und Wind schützen; er wurde offensichtlich erst nachträglich angebaut. Das an der Westwand angehängte Warmwasserbecken (C') ist etwas kleiner als das des Frigidariums, jedoch ungleich besser erhalten. Tonplatten und eine Mörtelschicht sollten das Eindringen des Wassers in die Außenwand verhindern. Dem gleichen Zweck diente ein Mörtelwulst am Rande des mit Platten belegten Bodens. In der Nähe seiner südlichen Ecke ließ ein Bleirohr das Wasser durch die Außenwand abfließen. Sein konisches Innenteil zeigt, dass es durch einen einfachen Holzstopfen verschlossen wurde. Dieser Becken-Anbau ist durch einen Durchlass in der Westwand an die Heizung angeschlossen. Ihn setzt ein Kanal unter der Mitte des Beckenbodens fort bis zu der Außenwand; hier gabelt sich die Leitung in zwei Kanäle zu den beiden Ecken des halbrunden Anbaues, in denen jeweils ein Hohlziegelkamin die Heizgase nach oben führte. So wurden Wasser und Luft dieser Apsis erwärmt. An ihrer Außenseite und der Westwand ist - eine Seltenheit - der Außenputz erhalten; seine Oberfläche ist mit gemahlener Holzkohle oder Ruß mittelgrau gefärbt. |
Die Benutzung des Badegebäudes entsprach der Art des Badens, wie sie aus antiken Quellen bekannt ist. Sie ähnelte sehr der heutigen Sauna. In dem kleinen Friedberger Badegebäude dürfte das Frigidarium zugleich als Umkleideraum gedient haben - falls nicht an seiner Nordseite dafür ein weiterer Raum angebaut war. Hier haben offenbar auch die Badenden vor dem Dampfbad den Kopf mit warmem, danach mit kaltem Wasser übergossen; nach antiken Schriftstellern galt das als sehr gesund. Das Caldarium war durch sein großes Praefurnium und die zahlreichen Tubuli sicher für Schwitzbäder geeignet, während die beiden angebauten Becken - deren Inhalt von je ca. 500 Litern mit Eimern gefüllt werden musste - jeweils einer Person ein Bad in kaltem oder warmem Wasser gestatteten. Die Reihenfolge dieser Badevorgänge war nicht festgelegt. Dabei konnte man nach "lakonischer" Art schroffen Temperaturwechsel bevorzugen oder auch gelinden; für das letztere dürfte freilich das kleine Badegebäude weniger geeignet gewesen sein, da ein besonderer Raum für den Aufenthalt der Badenden in warmer Luft (Tepidarium) fehlt. Das kleine Badehaus stand innerhalb des Kastells auf dem Friedberger Burgberg, das von einer Reiterkohorte, die ursprünglich aus Syrien stammte, wohl von etwa 90 n.Chr. bis zum Abzug der Römer aus der Wetterau um 260 n.Chr. belegt war. Da nicht mehr als acht Personen gleichzeitig hier baden konnten, ist in ihm wie bei manchen Limeskastellen das Bad des Kommandanten und seiner Offiziere zu vermuten. Der Zeitpunkt der Erbauung ist infolge des Mangels an Begleitfunden nicht mit Sicherheit festzustellen, dürfte aber um 200 n.Chr. anzusetzen sein. (Zeichnungen und Text: Hinweistafel am "Römischen Badegebäude", Autor unbekannt) |