Am nordwestlichen Ortsrand von Echzell liegen unter Äckern und Obstgärten die Überreste eines gewaltigen Limeskastells, von dem heute an der Oberfläche aber nichts mehr zu sehen ist. Mit 5,2 ha Fläche war es der größte römische Wehrbau am Taunus- und Wetteraulimes und eines der größten Kastelle an der gesamten obergermanischen Grenze. Entsprechend ausgedehnt war das zugehörige Kastelldorf (vicus).
Durch die obere Computerrekonstruktion bekommt man einen guten Eindruck von den damaligen Ausmaßen des Kastells samt Siedlung um etwa 200 n.Chr. Gut erkennbar sind die zivilen Streifenhäuser entlang der Ausfallstraßen. Abbildung: D.Rothacher, Freiburg für die Archäologische Staatssammlung München. Aus: Archäologie in Deutschland 2/2000, Theiss Verlag Stuttgart
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Das Alenkastell Echzell ist in den letzten Regierungsjahren Kaiser Domitians um 90 n.Chr. entstanden. Anfangs waren Umwehrung und Innenbauten aus Holz. Unter Kaiser Hadrian (117-138 n.Chr.) erhielt das Kastell eine steinerne Wehrmauer, auch die Kommandantur (principia) wurde zu dieser Zeit in Stein ausgebaut. Die Mannschaftsunterkünfte blieben jedoch Fachwerkbauten. Bei Germaneneinfällen in den 60er und 70er Jahren des zweiten Jahrhunderts und auch beim Alamanneneinfall von 233 n.Chr. wurde das Kastell größtenteils zerstört, aber anschließend immer wieder aufgebaut. Es bestand wahrscheinlich bis zur Aufgabe des Limes im Jahr 260 n.Chr. Im Kastell waren vermutlich eine Ala (Reiterregiment) und eine Kohorte (Infanterieabteilung) von jeweils 500 Mann stationiert gewesen. Auf dem rechten oberen Bild ist die Parademaske eines Reiters aus Echzell zu sehen. Sie befindet sich heute im Museum des Römerkastells Saalburg, wo viele Funde am obergermanischen Limes ihr Zuhause gefunden haben. |
Bei Ausgrabungen in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts kam im Bereich der Offizierswohnung am Ende einer Mannschaftsbaracke eine überraschend qualitätvolle Wandmalerei mit Szenen aus der griechisch-römischen Mythologie zutage, die Mitte des 2. Jahrhunderts entstanden sein muss und auf einen Mörtelverputz aufgetragen war, der die Fachwerkwand bedeckte. Sie gibt einen Hinweis auf ein gewisses Bildungsniveau, das selbst bei den Truppenoffizieren der Grenzeinheiten vorhanden sein konnte. Die Wandmalerei ist in einem Raum des Kommandanturgebäudes auf der Saalburg rekonstruiert worden und die hier abgebildete Zeichnung gibt einen lebendigen Eindruck wieder von einem Abendessen im Speisezimmer des Offizierswohnhauses. (Texte und Bilder teilweise aus:
"Die Römer in Hessen", 1989, D. Baatz & F.-R. Herrmann) |